Altersdiskriminierung oder bin ich doch zu alt für den Scheiss?

Ein Hostel in Holland möchte nicht, dass ich dort übernachte. Das Argument: ich sei zu alt!

Eigentlich bin ich ja keine Randgruppe, die es wert wäre, diskriminiert zu werden – ich bin eine normale Durchschnittsfrau, 50 Jahre alt, keine Auffälligkeiten. Diskriminiert fühle ich mich selten – ich gehöre keiner Gruppe an, die darunter leidet – ich bin keine Flüchtlingsfrau, ich bin heterosexuell und weiß (Wenn ich in der Sonne liege, auch mal wahlweise rot oder braun – rein äußerlich).

 

Und trotzdem: jetzt ist es mir auch passiert: ich wurde diskriminiert, und das hat mich doch wirklich überrascht: Und zwar wegen meines Alters.

Ich war mit meiner Freundin in Holland, es war Pfingsten, wir wollten noch eine Nacht dran hängen, weil das Wetter endlich richtig gut werden sollte. 

Es war logischerweise alles voll. Wir hatten aber Glück -  dachten wir!  Es waren noch zwei Betten in einem Mehrbettzimmer in einem Hostel frei. Meine Freundin und ich sind da nicht so: dann eben mit schnarchendem, bekifftem jungen Gemüse im Schlafsaal. Was soll´s. Ist ja nur für eine Nacht. Da hätten uns unsere eigenen Gedanken schon stutzig machen sollen. Ich (50), meine Freundin (44): Waren wir übergeschnappt, in ein hippes Hostel zu gehen? Waren wir selbst schuld an dem, was dann passierte? 

 

Wir buchen also eine Nacht übers Internet, im „The Flying Pig Beach Hostel“ in Nordwijk, für zwei Betten im Schlafsaal. Wir sitzen noch eine Weile beim Frühstück, dann schaut meine Freundin aufs Handy und guckt etwas baff, dann schaut sie noch mal auf die Mail und ist dann richtig baff. Denn das Hostel schreibt uns:

“Please note, we believe our hostel is not suitable to people aged 40+. Any persons aged 40+ must book a private room and will have to pay for all the beds in the room.”

 

Also auf deutsch: Das Hostel denkt, über 40jährige haben im Hostel nichts zu suchen. Wenn doch, müssen sie einen kompletten Schlafsaal buchen und zahlen. Wie krass ist das denn? Auch wenn ich mich mit 50 natürlich nicht wie 50 fühle, dachte ich, ich kann das Risiko der Schlaflosigkeit in einem Hostelschlafsaal wohl gut abschätzen. Auch Christine war mit ihren 40plus geplättet. Also: Lag hier, bei einem superhippen Hostel tatsächlich eine böse Form von Altersdiskriminierung vor? Ja! Ganz eindeutig. 

Meine Freundin rief dort an. Und gestand, daß wir 40+ sind. Das sei ok, sagte dann das Mädel am Telefon. Man wolle nur darauf hinweisen, da es oft sehr laut sei. Also eine Art Prävention vor lästigen Beschwerden älterer Spießer…aber wir sind doch keine Spießer…

Meine Freundin und ich fahren zum Hostel, wollen einchecken, am Tisch sitzt ein 40+ Mann – offenbar der Drogendealer. Der darf also, dachte ich, naja, dann dürfen wir auch. Allerdings war noch keine Eincheckzeit, wir gingen zum Strand. Und dort fühlten wir Bedenken in uns hochkommen. Wir dachten an unser Alter. Sollen wir uns das wirklich antun. Also Bock habe ich nicht auf eine schlaflose Nacht. Am nächsten Tag müssen wir eh früh fahren – wegen der Staus…

 

Na ja, das Ende vom Lied ist: Wir waren noch bis abends am Strand, dachten uns: Scheiß auf die 50 Euro, die wir durch die Buchung im Voraus bezahlt haben. Wir sind zu alt für den Scheiß – ab nach Hause. Danke, liebes „The Flying Pig Beach Hostel“, daß du uns vor einer riesigen Dummheit bewahrt hast und durch deine Anmerkung Zweifel säen konntest. So haben wir zu Hause in einem bequemen  Bett gut geschlafen – haben aber natürlich auch einen Bombentag am Strand versäumt.

Oder war das doch ein Fall von erster Altersdiskriminierung in meinem Leben. Ich sag mal: Ja! 

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