Friseur? Du hast doch die Haare schön!

Warum Frau in einer bad hair day Phase keinen Friseurtermin machen sollte – oder: Warum liegen die Haare genau dann super, wenn man gerade einen Termin gemacht hat?

Frauen kenne das Problem: Die Frisur sitzt nicht mehr, wir tragen uns mit dem Gedanken an den nächsten Friseurtermin. Und es ist wirklich so, auch wenn der Mann an unserer Seite Stein und Bein schwören wird, dass wir top aussehen und gerade auch die Frisur. Die Haare liegen nicht mehr, der Schnitt ist rausgewachsen, Stylen hilft in keinem Fall. Die Notlösung bei mittellangen Schnitten ist dann in der Regel der tägliche Zopf. So, nach langem Hadern dann endlich: Wir greifen zum Telefon und machen einen Friseurtermin für die kommende Woche. Und was passiert am nächsten Tag: Die Haare sitzen top. Ich habe im Freundinnenkreis recherchiert, dieses Phänomen ist weit verbreitet, zumindest noch bei einer weiteren Frau in meinem näheren Umfeld. Tja, aber der Termin steht, und es ist ja auch immer sehr wohltuend beim Friseur. Cappuccino, Wasser, Kopfmassage, eine Stunde Strähnchen färben, 30 Minuten warten, schön gemacht werden, einfach mal die Gala lesen können…aber wenn dann auch noch die Friseurin selbst einen genau mustert und sagt: Die liegen perfekt! Tja…also dann nur Spitzen minimal ab? Das Problem ist nicht, dass ich zu früh zum Friseur gegangen bin (na, vielleicht ein einziges Mal). Aber vielleicht haben Haare ja auch eine Seele und merken, wenn der Stress um die Frisur nachlässt, um dann wieder schön zu werden. Wo knows? Ich jedenfalls nicht. Erst letzte Woche lobte meine Freundin meine tolle Frisur – und das, obwohl ich schon vor einem Monat einen Friseurtermin machen wollte und nur nicht dazu gekommen bin. Heute liegen die Haare leider wieder gar nicht – ich ruf gleich mal an.

 Tags: Friseur, Haare, Gala


Anke im Ayurveda-Ashram oder wie ich einen Elefantengott anbetete

Ich neige ja dazu, mir regelmäßig etwas Gutes zu tun. Und ich hatte gehört: Ayurveda: Das ist klasse! Die Ernährung tut gut, die vielen Massagen tun gut, und überhaupt kann eine kleine Auszeit nicht schaden.

 

Ich starte also die Recherche. Wohin soll ich gehen? Ayurveda kommt ja bekanntlich aus Indien, eine über 2000 Jahre alte Lehre des Körpers, die in Indien natürlich neben der Schulmedizin auch heute noch praktiziert wird – auch von sehr sehr vielen Europäern natürlich, die dann in die Ayurveda- und Yoga-Ashrams pilgern.

Aber: Indien ist mir für „mal was Gutes tun“ zu teuer, also suche ich in heimischen Gefilden und stoße auf den nach eigenen Angaben größten Yoga-Ashram Europas – das Yoga Vidya Zentrum in Bad Meinberg im Teuteburger Wald. Die haben nämlich neben vielen Yoga-Kursen auch eine Ayurveda-Oase. Und was wirklich sehr verlockend ist, das ist der Preis. Keine 600 Euro für eine kleine Ama-Engiftungskur – dort sind sechs Übernachtungen (im Einzel- Doppel-Mehrbettzimmer oder Zelt), eine Konsultation bei einem Ayurvedaarzt und fünf Massagen mit Bädern UND zwei vegane Mahlzeiten enthalten. Das ist nicht viel, Bad Meinberg ist von meinem Heimatort Siegen nur zweieinhalb Stunden entfernt und so habe ich gebucht und habe viele wundersame Dinge erlebt, ich habe zum Beispiel einen Elefantengott angebetet. Wie es dazu kam.

 

Das Yoga Vidya Zentrum am Yogaweg in Bad Meinberg ist eine geschlossene, skurrile Welt für sich. Man stelle sich vor: Bad Meinberg, einst strahlende Kurstadt mit unzähligen Reha- und Kurkliniken: tot! Seitdem die klassische Kur nicht mehr von den Kassen gezahlt wird, ist das Stadtbild – sehr trostlos. Viele Leerstände, wenn Geschäfte, dann für die wenigen alten Menschen, die dort sind -  mit 50er Jahre Dekoration samt Spikedeo und Toska-Parfüm.

So, und dann gibt es dort das Yoga Vidya Zentrum. Man fährt den Weg hinaus zur ehemaligen Kurklinik, wird von bunten Fähnchen begrüßt, möglicherweise trifft man auf dem Weg schon einen jungen Mann mit bunter Pluderhose und Dreadlocks, der sanft während des Gehens auf seiner Gitarre rum zupft.  Eigentlich ist das hier eine alte, heruntergekommene Kurklinik aus den 70er Jahren – so gekauft von Volker Bretz in den 90ern. Unternehmerssohn, BWL-Student. Bis Yoga sein Lebensinhalt wurde, als Schüler eines berühmten Yogi und jetzt selber Yogi mit Namen „Sukadev“.

Er sah den Komplex mit einem hässlichen sechsstöckigen Betonbau im Zentrum, fühlte sich an eine Chakra-Pyramide erinnert und kaufte alles für, wie man so schon sagt, nen Appel und nen Ei, nämlich für nicht einmal eine halbe Million Euro.

 Und seitdem zieht das Yoga Vidya Zentrum alle möglichen Gestalten an, zum Beispiel auch mich. Am Anfang denke ich noch an eine Art Wellness-Hotel. Da liege ich aber falsch. Ich muss mir die Bettwäsche am Empfang abholen, bekomme die Schlüssel für meine Zimmer, die noch sehr an die Kurklinik erinnern – bis auf die Fotos von Yogagurus und hinduistischen blau-bunten Göttern an den Wänden.

 Angekommen! Eine schöne Ayurvedakur liegt vor mir. Ich suche mich durch die langen Gebäude und Gänge und finde die Yoga-Oase. Und begegne sehr vielen Menschen. Das Yoga-Vidya Zentrum  ist riesig – nach eigenen Angaben Europas größstes Yoga Seminarhaus mit 700 Betten, 30 Yoga- und Seminarräumen, 85.000 Übernachtungen pro Jahr und etwa 1500 Seminaren – sagt „Sukadev“.

Und ja, es ist voll. Es wimmelt. Das Gegenteil der leeren Innenstadt  von Bad Meinberg. Nur: Mich grüßt hier niemand, mich lächelt niemand an oder nimmt irgendwie Kontakt mit mir auf. Die Menschen hier sind sehr beschäftigt, meist mit sich selbst. Es ist jede Altersklasse vertreten (für Kinder gibt es die Ganesha-Kinderwelt) und jeder Spleen wird hier ausgelebt und herzliche empfangen. Viele tragen weiß-gelbe Kleidung, das sind glaube ich diejenigen, die hier dazu gehören.

Die Ayurveda-Oase ist klasse. Man wird aufgerufen, in einen herrlichen Massageraum geführt. Der Ayurveda-Arzt fragt mich viel, sieht meine Zunge an und fühlt meine Puls: Vata-Pitta: das sei meine Konstitution. In der Ayurvedamedizin gibt es drei körperliche Konstitutionen: Nur Kapha habe ich nicht in mir. Ich bin also eher schnell, feurig, aufbrausend statt solide und dafür manchmal sinnierend und langsam.

Ich bekomme ein Pülverchen Triphala mit, dass ich zum Entgiften abends in Wasser gelöst trinken soll (so etwas igtittiges habe ich lange nicht einnehmen müssen, aber ich tue es). Dann werden mir Ernährungstipps gegeben, ich soll zum Beispiel auf Rohkost verzichten (auf Kaffee, Fleisch, Alkohol sowieso, das versteht sich ja wohl von alleine). Und dann EN DLICH die Ayurveda-Massagen. Das ist das schönste, was man sich überhaupt vorstellen kann. Eine Stunde in einem speziellen Vata-Pitta-Öl am ganzen Körper massiert (wodurch dem Körper beim Entgiften geholfen wird).

Die Nachmittags Yogastunde schwänze ich und gehe stattdessen im Kurort Eis essen. Wieso überfällt mich dabei bloß ein schlechtes Gewissen? Es ist aber so! Und als zwei Frauen, die eindeutig auch aus dem Aschram kommen, den Kurweg entlag gehen, ducke ich mich weg – und merke, wie auch sie peinlich berührt auf den Boden schauen – auch sie wollen Eis essen – sie haben wohl noch nichts über die Vorteile veganer Ernährung gehört.

Abendessen um 18 Uhr. Die Yogis hier essen nur zweimal am Tag und das vegan. Und sie machen sich ihre Teller so voll, dass man denken könnte, es gibt kein Morgen mehr – bei den leckeren Sachen ist das auch gut so, sie sind schneller weg, als man einen Teller leer essen kann, darum lieber wie alle andern den Teller ganz voll machen – so dass man selber etwas so wird, wie die schlimmen Menschen im Mallorca-Urlaub am Abendbuffet, die sich unter meinen verachtenden Blicken die Teller vollstopfen – aber wenn es ja auch hinterher nichts mehr gibt.

Beim Essen kann man interessante Dinge belauschen: Ein buntes Ganesha-Kind zum andern: Guck mal, das ist ja ECHTE Butter! Und wie es verwundert die Augen reibt. Was war da passiert? Butter?! Na ja, ich habe sie nicht gegessen.

Vor dem zu Bett gehen: Eine Meditation. Ich sitze mit einer Wallefrau und sechs anderen Meditierenden in einem kleinen Zimmer – Steinmeditation. Vielleicht war ich naiv als ich dachte, dort wäre zumindest ein Stein in echt da…auf jeden Fall lassen wir uns von der Energie eines Fotos durchlaufen – aber das klappt bei mir leider so gar nicht. Die zwanzig Minuten gehen bei mir deshalb nur ganz langsam um. Wie schwer es sein kann, eine lange Zeit still zu sitzen und einen Stein anzustarren.

Gerne werden hier auch Mantras gesungen – nach der Meditation. Zum Beispiel heiliger indischer Elefantengott, heiliger indischer Elefantengott..ohhh ohhlaaaa. Es ist am Anfang noch eine innere Hemmschwelle, irgendwelche indischen Götter in Sanskrit, einer Sprache, die ich nicht gerade beherrsche, anzupreisen …aber irgendwann denke ich: Was soll`s? Solange neben dem Guru, dem Guru des Guru und einigen Hindugöttern auch noch ein Jesus und eine Maria vorne auf der Bühne angebracht sind – jeder wie er will und wie er mag und dann frage ich irgendwann nicht mehr nach dem Sinn und singe einfach mit. Hm?!

Ich bin gerade sehr müde, darum verschlafe ich die morgendliche Meditation und stehe erst um 9 Uhr auf – um 9:15 Uhr Yoga! Ich gehe in den großen Raum, in dem der Yoga-Kurs stattfindet. Der Lehrer schwäbelt grässlich, hat ein Mikrofon um und brüllt für mein Empfinden die Menschen im Kurs ein wenig zu sehr an. Um mich rum verbiegen sich die Menschen so, wie es eigentlich nicht geht – als Brett parallel zum Boden, als Frosch. Und jetzt die Wechselatmung? Zack Zack, ich komme nicht mit. Bis ich bemerke, dass ich im falschen Kurs gelandet bin – das hier war für Fortgeschrittene, ich  bin aber Anfängerin. Am nächsten Tag bin ich schlauer und schaue doch mal auf den Plan. Dann geht es, obwohl der ein oder andere Feldwebel schon auf der exakten Durchführung von Tisch, Fisch und Sonnengruß besteht!

Das erstaunlich an dem Ganzen: Trotz komischer Menschen und einem seltsamen Klima tut die Woche in Bad Meinberg ausgesprochen gut. Die ayurvedischen Massagen – klar, die sind nicht zu toppen. Yoga und Meditation sind auch großartig, und nach einer Woche denke ich sogar, ich hätte an Kondition gewonnen. Und die Ernährung ist auch wie ein kleines Wunder: Ich esse zweimal am Tag so eine geschmacklose Pampe mit vielen Gewürzen oben drauf, ich habe zwischendurch keinen Heißhunger und meine Verdauung ist der Hit.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich jetzt schon das vierte Mal für eine Woche in Bad Meinberg in Europas größtem Yogaashram war. Tut einfach gut – und irgendwie gut, dass es dort einen Ort für alles Skuriele gibt, was man sich vorstellen und auch nicht vorstellen kann.

 

 

 

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